· 

F. Scott Fitzgerald: Die Schönen und Verdammten

Januar: der Montag der Monate

Ein Montag im Januar, dem Montag der Monate - der perfekte Zeitpunkt für die Empfehlung des Romans, aus dem dieses Zitat stammt. F. Scott Fitzgerald gehört zu meinen unangefochtenen Lieblingsautoren; nicht ohne Grund habe ich meinen Blog mit Der große Gatsby eröffnet. Mindestens ebenso großartig finde ich Die Schönen und Verdammten

Der Roman handelt von Anthony und Gloria Patch: jung, schön, elegant und wild. Ihr Leben ist eine einzige Party, ein ewiger Reigen aus Jazz, Champagner und verrückten Einfällen, eine Party indes, die in aller Regelmäßigkeit im Kater endet, verursacht durch eine unheilige Melange aus Suff, Verschwendung und Geldsorgen. Das Warten auf eine Erbschaft, die den Lebensstil sichern und alle Probleme lösen soll, erweist sich als zermürbender, in jeglicher Hinsicht bergab führender Weg, der kaum mehr Aussicht auf Heilung bietet …

Die Schönen und Verdammten ist eine Geschichte vom Entstehen und Verblassen einer großen Liebe, von Hoffnung und Desillusionierung, von dem schmalen Grad, der das Exzentrische vom Grotesken trennt. 

Und es ist ein sprachgewaltiges Porträt des Jazz Age, das (aus meiner Sicht) einige der schönsten, eindringlichsten, bildhaftesten und pointiertesten Worte der Weltliteratur hervorgebracht hat – wie beispielsweise den eingangs erwähnten „Montag der Monate“. Andere Formulierungen lassen mich amüsiert schmunzeln oder sehnsüchtig seufzen, wecken Unverständnis oder Betroffenheit – aber sie lassen mich niemals kalt.

Als Anthony Gloria zum ersten Mal begegnet und ihrer Schönheit und faszinierenden Ausstrahlung erliegt, heißt es über sie: „Sie war unergründlich, denn in ihr waren Seele und Geist eins – die Schönheit ihres Leibes war das Wesen ihrer Seele. Sie war jene Einheit, nach der die Philosophen viele Jahrhunderte lang gesucht hatten.“ 

Für Anthony ist es „qualvoll, ihre Schönheit mit einem Blick erfassen zu wollen“. Er verspürt „weder Furcht noch Kummer, nur das tiefe Entzücken, bei ihr zu sein.“ Wie fast alle Frischverliebten befindet er sich in einem Zustand der Ungewissheit, unsicher, ob seine Gefühle erwidert werden, und sich selbst hiterfragend. Bei Fitzgerald klingt das so: „Einen Augenblick liegt mir die Welt zu Füßen und im nächsten schon bin ich ihr Narr.“

Auch Gloria verliebt sich in Anthony, und wie er verspürt sie diese Verliebtheit als ein neues, wildes, alles verzehrendes Gefühl: „Heute habe ich das Gefühl, dass ich seinetwegen alles brechen würde, die Zehn Gebote und mir den Hals.“

Doch kein Glück währt ewig, denn „schöne Dinge wachsen bis zu einer gewissen Höhe, dann verwelken und verblassen sie und hauchen, während sie vermodern, Erinnerungen aus.“ 

Ich könnte allein aus diesem Roman ewig weiterzitieren, doch ich verschone euch und empfehle stattdessen, „Die Schönen und Verdammten“ selbst zu lesen.  Zelda Fitzgerald hat einmal das Talent ihres Mannes in vier prägnanten Worten zusammengefasst: „Was für eine Prosa!“ Ich kann ihr nur zustimmen. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0