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Sabine Koch: In den Fängen des Waldes

Nein, er hat sich nicht einfach abgesetzt. Auch wenn die Tragödie, die die Familie heimgesucht hat, ein plausibles Motiv ergäbe. Nein, das hätte er nie getan, das hätte er ihr nie angetan. Und schon gar nicht hätte er die gemeinsame kleine Tochter mitgenommen. Ella ist fest überzeugt: Wochenendtrip, den ihr Mann vor einigen Wochen in die undurchdringlichen Wälder Eschheims in Begleitung der kleinen Tochter unternommen hat und von dem beide nicht zurückkehrten, hat ein furchtbares Ende genommen. Auch wenn der Kommissar mit dem gegelten Haar keinerlei Anhaltspunkte für ein Verbrechen findet und Ella mit schwindender Geduld zu beruhigen versucht. Ella macht sich selbst auf den Weg, um auf eigene Faust nach ihrem Mann und ihrer Tochter zu suchen – die nicht die ersten sind, die in den Wäldern spurlos verschwunden sind. Was ist mit der merkwürdigen Kommune, die weltabgeschieden im Wald haust und deren Mitglieder kaum jemand sieht? Könnten sie etwas mit dem Verschwinden ihrer Familie zu tun haben? Und was hat es überhaupt mit diesen Wäldern auf sich, in denen es zu spuken scheint? Schnell hat Ella einen Verdächtigen ausgemacht. Hat sie mit ihrer Vermutung recht? Ist ein Verbrechen geschehen? Und wie könnte sie ihre Vermutung beweisen? Ella erhält Hilfe von unerwarteter Seite – und bringt sich selbst in Gefahr …

 

In den Fängen des Waldes ist zweifellos ein gelungener Thriller: spannend, lange Zeit undurchsichtig und ein bisschen gruselig. Die sich nach und nach enthüllende zugrundeliegende Geschichte ist überaus originell und bildet eine frische und neue Abwechslung zu den üblichen Thriller-Strickmustern.

 

Was mich allerdings gestört hat, ist die Sprache. Nein, ein Thriller muss nicht pulitzerpreisverdächtig geschrieben sein. Er soll in erster Linie spannend und unterhaltsam erzählen. Doch die zahlreichen – und bisweilen etwas verrutschten – Sprachbilder, Metaphern und Vergleiche riefen bei mir das eine oder andere unwillige Stirnrunzeln hervor:

Da trifft eine Erkenntnis die Protagonistin „wie eine Tracht Prügel in die Magengrube“, in ihrem Kopf „wirbeln Schmerzen und Schwindelgefühle herum wie Wäsche in einer Waschmaschine“, Horrorszenarien „sausen wie Papierflieger“ durch ihren Kopf, jemand „summt ein Lied, so düster wie die schwarzen Tasten am Klavier“. Dazu kommt eine streckenweise recht eigenwillige Kommasetzung und der eine oder andere Schreibfehler. Das ist ausgesprochen schade, denn es hat meinen Lesegenuss doch ein wenig getrübt – und wäre gleichzeitig mit einem etwas sorgfältigeren Lektorat zu vermeiden gewesen. Wer sich indes, anders als ich, an solchen Feinheiten nicht stört, großzügig über sie hinwegliest oder sie nicht bemerkt, wird mit einer ausgesprochen fesselnden Geschichte und einer verblüffenden Auflösung belohnt.

 

[Werbung/Rezensionsexemplar. Ich danke Netgalley.de und Piper Digital herzlich für die kostenlose Bereitstellung des E-Books.]

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