Ich liebe es, Bücher in der Jahreszeit zu lesen, in denen ihre Handlung angesiedelt ist. Zum heutigen Herbstbeginn passt nicht nur eines meiner diesjährigen Lesehighlights, Alte Sorten von Ewald Arenz, hervorragend, sondern auch Der Meister des Jüngsten Tages des österreichischen Schriftstellers Leo Perutz.
Wien im September 1909: Eine Serie unerklärlicher Todesfälle sucht die Hauptstadt der KuK-Monarchie heim. Stets scheint es sich um Selbstmorde zu handeln, doch alle scheinen kein Motiv zu haben und in keinerlei Beziehung zueinander zu stehen, gleichwohl ähneln sich die Todesumstände auf frappierende Weise. Unversehens wird auch der Ich-Erzähler von York in die Geschehnisse hineingezogen, als der Ehemann jener Frau, die er seit Jahren liebt und begehrt, ebenfalls zu Tode kommt. Seine Nachforschungen führen ihn zu einem geheimnisvollen Folianten aus dem 16. Jahrhundert. Ist das Buch für die Todesfälle verantwortlich? Und ist von York selbst wirklich so unbeteiligt, wie er uns Leser*innen glauben lassen will?
Auf gut 200 Seiten entführt Leo Perutz uns in die Welt vornehmer Salons, kopfsteingepflasterter Straßen, ratternder Fiaker, flackernder Gaslaternen und scheinbar unerklärlicher Phänomene. Ein Buch, das man perfekt bei hereinbrechender Dämmerung bei einer Tasse Tee lesen kann.
Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages. dtv 2003. 208 S.
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