Was für eine Frau! Das war mein erster Gedanke, nachdem ich Diana Vreelands Autobiografie gelesen hatte. Und was für ein passender Titel!
Das Leben der früheren Chefredakteurin der US-amerikanischen VOGUE gleicht wahrlich einem Roman: 1903 als Kind wohlhabender Eltern geboren, wuchs sie in einer exklusiven, mondänen und luxuriösen Welt auf. Sie lebte auf Long Island und in London, bis sie schließlich in New York eine nicht nur für die damalige Zeit unfassbar steile Karriere im Modejournalismus machte.
Das Schöne und Besondere an dieser Biografie ist, dass sie gerade keine Aneinanderreihung von Lebensdaten und -stationen abbildet. Diana Vreeland beschreibt ihr Leben, als plauderte sie einer Bekannten gegenüber aus dem Nähkästchen. Beinahe anekdotenhaft und fast ein bisschen verschwörerisch lässt sie uns an ihrem Leben teilhaben, wobei es ihr offensichtlich nicht um eine lückenlose Dokumentation ihres Daseins geht (Gott sei Dank!), sondern um das, was erzählenswert und unterhaltsam ist: witzig und selbstironisch, klug und offen:
„Im Grunde müssten Sie sich jetzt mit Joseph unterhalten, meinem Masseur. Der kennt nun wirklich die innersten Geheimnisse!“
Diana Vreelands Autobiografie ist weit mehr als eine Geschichte über Diana Vreeland: Sie ist ein Stück Mode-, Kultur- und Zeitgeschichte – und dank der unnachahmlichen Art der Autorin auch noch ausgesprochen unterhaltsam, wie ein Blick durchs Schlüsselloch der New Yorker High Society, den die Grande Dame uns ausdrücklich gestattet:
„(Bei einer Modenschau von Balenciaga) drehte sich Audrey Hepburn zu mir und fragte, warum ich bei dem, was wir da sähen, nicht völlig aus dem Häuschen gerate. Ich antwortete, schließlich sei ich eine Vertreterin der Presse und müsste versuchen, ruhig und gelassen zu wirken. Auf der anderen Seite des Ganges glitt Gloria Guinness von ihrem Stuhl langsam zu Boden.“
Fazit: Die direkte Ansprache des Lesers, die Anekdoten und Zeitsprünge geben einem das Gefühl, einer ausgesprochen interessanten Frau zuhören zu dürfen. Es macht einfach Spaß, diese Biografie zu lesen (zumindest, wenn man sich für Mode bzw. Modejournalismus interessiert).
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