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Schönheit und Abjektion (Detail zur Ausstellung "Tod und Teufel")

Andres Serrano: The Morgue (Homicide) [1992]
Andres Serrano: The Morgue (Homicide) [1992]

„to each ego its object, to each superego its abject”
(Julia Kristeva 1982)

 

Wann ist das Schöne nicht mehr (nur) schön, sondern absonderlich, abartig, abstoßend? Und kann dem Absonderlichen, Abartigen, Abstoßenden gleichzeitig eine eigentümliche Schönheit innewohnen? Wo verläuft die Grenze, wann wird das Objekt zum Abjekt?

 

Die aktuelle Ausstellung Tod und Teufel im Düsseldorfer Kunstpalast setzt sich – selbstverständlich – auch mit der Grenze zwischen Schönheit und Abjektion auseinander. Der Begriff des Abjekts wurde in den frühen 1980er Jahren von der bulgarisch-französischen Philosophin Julia Kristeva geprägt. Vereinfacht gesagt, versteht man unter Abjekten alles, was Ekel oder eine Abwehrreaktion (eben eine „Abjektion“) hervorruft; das können Abfall oder Körperausscheidungen sein ebenso wie Korruption und Heuchelei. Es handelt sich dabei um eine vernachlässigte Dimension der menschlichen Erfahrung, die das übliche Verständnis von Identität und Körperlichkeit, aber auch die Auffassung von Gemeinschaft herausfordert.

 

Im kunstwissenschaftlichen Kontext adressieren Abjekte eine Form der Kunst, die die Grenzen der Ästhetik und die kulturellen Normen neu verhandelt, sie erweitert – oder überschreitet. Sie erlauben, einen neuen Weg der Wahrnehmung zu beschreiten, indem sie das Verborgene und Unappetitliche, das Fremde und auch Unheimliche in künstlerischer Formung präsentieren.

 

In Tod und Teufel konfrontieren die von historischen Malereien inspirierten Fotografien Andres Serranos und Matt Collishaws die Betrachter:innen mit gewaltsamen Toden, und doch sind sie gleichzeitig von einer morbiden Schönheit, der man sich nicht entziehen kann.

 

Eine erneute und nachdrückliche Empfehlung, sich diese Ausnahmeausstellung anzusehen!

 

Ausstellung: Tod und Teufel: Faszination des Horrors,

bis zum 21.1.2024 im Museum Kunstpalast, Düsseldorf

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