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Ausstellung: "Tod und Teufel" im Museum Kunstpalast

Museum und Geisterbahn, Mode und Dämonen – passt nicht? Passt doch! Und zwar erstaunlich (um nicht zu sagen: erschreckend) gut, wie die heute startende Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast beweist. Und ich darf vorwegschicken: der Besuch ist ein außergewöhnliches, bislang einzigartiges und zweifellos unvergessliches Kunsterlebnis.

Die außergewöhnlich gut besuchte gestrige Pressekonferenz ließ schon keinen Zweifel daran, dass Horror in allen seinen Facetten die Menschen interessiert und fasziniert, und es darf davon ausgegangen werden, dass diese Ausstellung die Besucher*innen zuhauf ins Museum ziehen wird, und das nicht nur in Anbetracht der sich nähernden dunklen Jahreszeiten (#winteriscoming), sondern auch, weil „Tod und Teufel“, wie Direktor Felix Krämer verrät, weltweit (!) die erste (!) umfassende Ausstellung zum Thema „Horror“ ist. 

Tatsächlich sei das Sujet, so Krämer, gleichwohl es so alt ist wie die Kunstgeschichte, „in Museen abwesend“. Und das mag auf den ersten Blick nicht verwundern, gehen die Menschen doch gemeinhin ins Museum, „um sich etwas Schönes anzusehen“. Allerdings gibt es auch einen „delightful horror“, eine Empfindung, die sicherlich jede*r von uns schon einmal erlebt hat: ein wohliges Erschauern, ein verzückendes Grausen, schaurig und schön zugleich. Gerade bei den Jüngeren ist das Thema gerade aktuell, wie unzählige Bücher, Buchreihen, Filme und Serien beweisen. Eben das habe den Impuls zu dieser Ausstellung gegeben, erläutert Krämer: „Was interessiert die Öffentlichkeit?“ – Und genau dies müsse gezeigt werden, statt in den musealen Depots verborgen zu bleiben.

Gleichwohl sei das Thema Horror von vielen Vorurteilen besetzt, ergänzt Kuratorin Westrey Page. Und das zu Unrecht, denn Horror müsse nicht zwangsläufig gruselig sein, er könne ganz im Gegenteil durchaus lebensbejahend sein, wie etwa in Form der „Monster High“-Puppen von Mattel, die ebenso Teil der Ausstellung sind wie Kupferstiche aus dem 15. Jahrhundert, die wiederum die üblichen Vorstellungen des Horrors widerspiegeln. Ziel der Ausstellung sei, erklärt Page, das gängige Verständnis von Horror aufzubrechen und das Thema in allen seinen Facetten zu präsentieren.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile, die sich einerseits den historischen, andererseits den zeitgenössischen Nuancen des Horrors widmen. Einst waren Dämonen Schauergestalten und der Tod, der „große Gleichmacher“, ein Teil des Lebens. „Memento Mori“ war keine Floskel, sondern allgegenwärtig. Im 19. Jahrhundert setzte indes eine Wandlung ein. Der Tod wurde romantisiert, der Selbstmord – nicht zuletzt wegen Goethes „Werther“ – überhöht, böse Charaktere wurden immer komplexer (man denke nur an – wieder einmal Goethe! – Mephistopheles). Und eben diese veränderte Wahrnehmung bildete einen wichtigen Schritt zur heutigen Horror-Rezeption. In den 1970er Jahren entdeckten Heavy Metal, Punk und Gothic den Horror für sich, hoben sich auf diese Weise ostentativ vom Mainstream ab.

Und wie ist es heute? „Horror durchdringt alle Arten von Genres“, betont Page. In einer Zeit, in der der Tod weitgehend aus dem Alltag verschwunden ist, bewege er sich zwischen Nischendasein und Mainstream, ja, er sei sogar als Mittel geeignet, Machtsysteme infrage zu stellen, denn: „Horrorkitsch kann auch rebellisch sein“. 

Wer die Ausstellung gesehen hat, hat daran keinen Zweifel mehr. Und überhaupt: Dieser Museumsbesuch ist eine ganz eigene, ganz besondere Erfahrung. Schon nach den ersten Schritten spürt man, dass dieses Thema die Wahrnehmung eigentümlich berührt, den Geist unaufhaltsam durchdringt, sich des Fühlens, Denkens, Spürens bemächtigt. Horror polarisiert, keine Frage, aber er lässt einen, zu welchem Pol man auch tendieren mag, nicht kalt. Dies ist nicht nur der umfangreichen und vielfältigen Auswahl der Exponate geschuldet, sondern auch der exzellenten Inszenierung und Präsentation, die diese Ausstellung zu einer multisensorischen, ja beinahe synästhetischen Reise macht: Vom buchstäblich finsteren Mittelalter geht es über zur bestrickenden dunklen Romantik, dann weiter zu einer überwältigenden Melange aus flamboyantem Kino, zügellosem Metal, kühler Videoclipästhetik und ironisch-überlegenem Modedesign, um schließlich in einem musealen Jetzt aus White-Cube-Konzept und Abjektion zu landen: überwältigt, erschöpft, erfüllt, beglückt. Ich bin mir absolut sicher: „Tod und Teufel“ wird eine jener Ausnahme-Ausstellungen werden, über die man noch Jahrzehnte später sprechen wird.

Eine Riesen-Riesen-RIESEN-Empfehlung! 

 

 Ach ja: Wer sich fragt, wie die eingangs erwähnte Mode hier hineinpasst: Hauptsponsor der Ausstellung ist die Modemarke Mey & Edlich, deren Engagement weit über einen generösen finanziellen Zuschuss hinausgeht. Sie zeichnen nicht nur für die Geisterbahn am Eingang verantwortlich (was für eine grandiose Idee!), sondern haben passend zum Thema eine eigene kleine Kollektion herausgebracht.

Die Ausstellung wird überdies von einem umfangreichen Begleitprogramm flankiert, etwa einem Konzert der Band Lordi in der nächsten Woche, einer Lesung mit Devid Striesow im Oktober sowie einem 12-teiligen Podcast.

 

Ausstellung: „Tod und Teufel“
14.9.2023–21.1.2024
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4–5
40479 Düsseldorf

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