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Elizabeth Strout: Die langen Abende & Oh, William!

In Crosby, einer kleinen Stadt an der Küste von Maine, ist nicht viel los. Und doch enthalten die Geschichten über das Leben der Menschen dort die ganze Welt. Da ist Olive Kitteridge, pensionierte Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Kennison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind ...

 

(Inhalt laut Klappentext)

Lucy Barton ist eine erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter. Frisch verwitwet versucht sie, das Leben in New York zu meistern. Da begegnet sie überraschend William wieder, ihrem ersten Ehemann. Obwohl sie neu geheiratet hatten, sind sie einander verbunden geblieben. Nun braucht William Lucys Hilfe und bittet sie um einen Gefallen ...

 

(Inhalt lt. Klappentext)

 

 

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein ganzes Buch an einem einzigen Tag gelesen habe:  Zu wenig Zeit. Zu viel um die Ohren. Zu abgelenkt. Eine Lektüre, die mich so beanspruchte, dass ich sie nur in Sequenzen genießen konnte, um dem Gelesenen Zeit zu geben, sich zu setzen, verarbeitet zu werden. Oder im Gegenteil: eine Lektüre, die so gar nicht zu mir passen wollte und mit einem bedauernden Seufzen beiseite gelegt wurde.

 

Umso größer war meine Freude, dass mir dieses unbeschreibliche und zunehmend seltene Ein-Tag-ein-Buch-Erlebnis, dieses Ich-will-jetzt-nichts-als-weiterlesen-Gefühl (kennt ihr das?) gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen beschert wurde. Und beide Male hatte ich diese Lese-Wonne der unnachahmlichen Elizabeth Strout zu verdanken: Dieser unaufgeregte und zugleich feinfühlige Schreibstil. Diese alltäglichen, doch dadurch nicht minder berührenden Biografien und Schicksale. Diese wunderbar normalen, doch niemals banalen Figuren ... Selten habe ich mich so in einen Roman (oder in diesem Fall zwei) fallenlassen können.

 

Während die provenzalische Sonne den Duft nach Lavendel und Rosmarin explodieren ließ und die Zikaden sich für den perfekten südfranzösischen Soundträck ins Zeug legten, war ich gedanklich und seelisch mehr als 5.000 Kilometer entfernt im mal winterlichen, mal sommerlichen Maine. Was kann man von einer Urlaubslektüre mehr erwarten? Deshalb: riesengroße Leseempfehlung!

 

[Werbung/unbezahlt/unbeauftragt]

 

Elizabeth Strout: Die langen Abende. Deutsch von Sabine Roth. btb Verlag 2021. 352 S.

Elizabeth Strout: Oh, William! Deutsch von Sabine Roth. btb Verlag 2023. 224 S.

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