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Ewald Arenz: Der große Sommer

Die Romane von Ewald Arenz liest man nicht einfach, man taucht in ihnen ab, und das mit allen Sinnen: Die Lektüre von Der Duft von Schokolade riecht nach Kakao und Sachertorte, die von Alte Sorten schmeckt nach Zimtbirnen. Sein neuer Roman Der große Sommer bildet hier – was für eine Freude! – keine Ausnahme. Dieses Buch zu lesen, ist, wie einen Sommerferientag im Freibad zu verbringen: wie kühlendes Wasser auf sonnenwarmer Haut, oder, wie der Ich-Erzähler Frieder es beschreibt: „Pommes. Ketchup. Das Wasser und frisch gemähtes Gras.“

 

Was der sechzehnjährige Frieder erlebt, ist nichts weniger als sein persönlicher „großer Sommer“: Es ist der Sommer der ersten großen Liebe, der Sommer des ersten schmerzhaften Verrats und Verlusts, der Sommer, der in jeglicher Hinsicht so ganz anders ist als alle Sommer davor und danach. Dabei nehmen diese Sommerferien einen mehr als prosaischen Anfang. Frieder hat Mathe und Latein vergeigt, am Ende der Ferien stehen die Nachprüfungen an. Statt wie gewohnt mit seiner trubeligen Großfamilie in die gemeinsamen Ferien zu fahren, wird Frieder im Haus der warmherzigen Großmutter Nana und des gestrengen Großvaters einquartiert. Sein Tagesablauf ist strikt durchreglementiert, um sieben wird aufgestanden, von acht bis zwölf gelernt, ohne Wenn und Aber. Trotz dieser für Frieder zunächst sehr trüben Aussichten wird dieser Sommer zum größten seines Lebens: denn da ist sein bester Freund Johann, seine Schwester und beste Freundin Alma – und Beate …

 

Ich glaube – oder hoffe es wenigstens –, jeder von uns hatte einen solchen großen Sommer; einen Sommer, der wie kein anderer die Weichen des Lebens sanft in eine bestimmte Richtung lenkt, einen Sommer, in dem wir vielleicht die reinste, lauterste Version unserer selbst sind: der Kindheit entwachsen, aber noch nicht im Erwachsenendasein angekommen, schon wir selbst, aber noch ungeprägt von der Welt des Erwachsenseins. Doch es gibt wohl keinen, der diesen einen, bestimmten Sommer so meisterhaft und sprachlich betörend in Worte fassen kann wie Ewald Arenz. Es war mir eine Freude und eine Ehre, dieses wundervolle Buch bereits vor seinem offiziellen Erscheinen lesen zu dürfen – es war ein Lesehighlight, wie ich es selten erlebt habe. Ganz, ganz große Leseempfehlung!

 

[Werbung/Rezensionsexemplar. Ich danke NetGalley und dem DuMont Verlag herzlich für das mir zur Verfügung gestellte E-Book.]

 

Ewald Arenz: Der große Sommer. DuMont 2021. (E-Book)

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