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Majgull Axelsson: Die ich nie war

„Ich höre keine Stimmen und lebe nicht in einer Welt voller Zeichen und geheimer Botschaften, nur ab und zu schließe ich die Augen und betrachte Marie. Mein Leben und trotzdem nicht meins. Meine Welt und eine andere. Eine andere Wirklichkeit, die ab und zu – aber nur ab und zu! – lebendiger und wahrer ist als die, in der ich selbst lebe.“

Ihre Mutter nannte sie Mary, ihr Vater Marie. Sie selbst entschloss sich irgendwann, sich MaryMarie zu nennen: zwei Leben in einem Leben, zwei Frauen in einer Frau. Die eine, Mary, ist Schwedens Entwicklungshilfeministerin. Die andere, Marie, wird soeben aus der Haft entlassen. MaryMarie lebt mal das eine, mal das andere Leben – stets beobachtet von ihrem Alter Ego. Sie erzählt ihre Geschichte teils in der ersten, teils in der dritten Person – und was jetzt möglicherweise ziemlich verworren klingt, ist überraschend klar, sachlich und beinahe logisch geschrieben, auch wenn – oder gerade weil? – nicht klar ist, welche der beiden Frauen die echte und welche die eingebildete ist. Oder sind sie beide echt? Oder beide eingebildet? Gibt es, wie an einer einzigen Stelle im Roman beiläufig angedeutet wird, gar eine dritte?

Majgull Axelsson Roman war für mich eine echte Entdeckung, und das in zweierlei Hinsicht. In unserer Straße befindet sich ein Sozialkaufhaus, das neben Kleidung, Schuhen und Haushaltswaren auch ein kleines Regal mit gebrauchten Büchern vorhält. Und dieses Regal ist einer meiner liebsten Bücherstöberorte, denn ich stoße immer wieder auf Bücher, von denen ich noch nie gehört habe und die auch nicht aktuell in den Buchhandlungen angepriesen werden. Und dort entdeckte ich auch „Die ich nie war“. Und diese Entdeckung entpuppte sich für mich zudem als eine echte Lektüre-Entdeckung, eine Geschichte, die mich sogleich in ihren Bann zog und nicht losließ. Ein echtes Leseerlebnis!


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