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Gill Sims: Mami braucht 'nen Drink

Dieses Buch bekam ich mit einem Augenzwinkern zu Weihnachten geschenkt. Und ich gebe zu, dass ich mich auf die Lektüre wirklich gefreut habe. Es müssen ja nicht immer die Klassiker und die Lieblinge des Feuilletons sein, dachte ich mir, hin und wieder will ich einfach nur nett unterhalten werden, ohne groß nachdenken zu müssen.
Nun ja, was soll ich sagen? Ich bin gerade mal auf Seite 66, und dieses zähe Lesetempo sagt bei mir als Viel- und Schnelleserin eigentlich schon alles.
Der Roman beginnt mit den guten Vorsätzen der Protagonistin und Ich-Erzählerin Ellen, im kommenden Schuljahr alles besser zu machen. Früh aufstehen, den Kindern ein gesundes Frühstück bereiten, selbst perfekt zurechtgemacht in den Tag zu starten usw. usf. Der nächste Tagebucheintrag zeigt - ach was?! - dass all dies nicht klappt. So weit, so harm- und belanglos.
Vor dem Schultor trifft Ellen allmorgendlich auf den „Hexenzirkel“, i. e. jene scheinbar perfekten Mütter, die morgens um neun super aussehen und ihren Kindern zuckerfreien Zucchinikuchen backen.
In dieser Schwarz-weiß-Malerei geht es weiter. Ellens Zuhause ist chaotisch, ihr Mann ein liebenswerter, aber desinteressierter Trottel und das einzige, was sie aufrechterhält, ist ein Glas Wein. Oder zwei. Oder ein Vollrausch mit ihrer besten Freundin...
Also, bislang geht mir der Roman und allen voran seine Protagonistin fürchterlich auf den Zeiger. Ja, das Leben als berufstätige Mutter ist nicht immer rosarot; ja, manchmal freut man sich schon morgens darauf, wenn man abends endlich mit einem Glas Wein aufs Sofa plumpsen darf; ja, es gibt diese Mütter, die scheinbar alles viel besser im Griff haben als man selbst. Und ja, aus all diesen Klischees kann und darf man einen Unterhaltungsroman zusammenbasteln. Doch bei diesem Roman geht der Schuss, zumindest für mich, nach hinten los. Ich kann so gar keine Sympathie für Ellen entwickeln. Wo die weiblichen Hauptfiguren anderer Romane dieses Genres - ich denke da an Rebecca Bloomwood der „Shopaholic“-Reihe oder Bridget Jones - bei allem Chaos liebenswert sind, ist Ellen in erster Linie ordinär (ich kann gar nicht mitzählen, wie viele Flüche allein auf diesen ersten 66 Seiten geäußert werden).
Und natürlich gehört zu diesen Romanen eine gewisse Überspitzung und Schwarz-weiß-Zeichnung der Figuren und Situationen dazu, doch hier ist mir das einfach zu platt und abgegriffen.
Ich frage mich jetzt ernsthaft, ob ich noch weiterlesen soll - vielleicht bekommt die Geschichte noch einen Dreh? - oder ob ich mich dem nächsten Buch zuwenden soll.

Kleiner Nachtrag (7. Januar 2019):  Ich hab's beiseite gelegt. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher.

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