Sara Sef: Die Herrin der Träume

Bücher „machen was“ mit dir …

Dass die Welt des Lesers mit der Welt des Buches durchlässig wird und die Grenzen verschwimmen, ist kein neues literarisches Sujet. Eines der schönsten und wahrscheinlich berühmtesten Bücher dazu ist zweifellos Die unendliche Geschichte von Michael Ende. Dass die gelesene Welt aber auch ganz fantasy-frei Einzug in das ‚wahre‘ Leben halten kann, zeigt Sara Sef mit ihrem Roman Die Herrin der Träume.

Anas Leben ist monoton, banal, ohne besondere Herausforderungen oder Anerkennung – also ‚völlig normal‘. Als Hausfrau, Ehefrau und Mutter kümmert sie sich um die Familie und den Haushalt, ohne von ihren Liebsten auch nur richtig wahrgenommen zu werden. 

„Das Leben ist mir eine Last, nichts interessiert mich, mein Dasein hat keinen Sinn. (…) Manchmal, da lastet eine solche Traurigkeit auf mir, daß ich nicht aufhören kann zu weinen (…).“

Doch dann beginnt Ana zu lesen. Und ihr eröffnen sich nicht nur völlig neue Welten, ihre Lektüre stellt nach und nach ihr gesamtes Leben auf den Kopf. Ihr Leben gerät „in Unordnung“, und „schuld an allem war ein Buch.“

Plötzlich ist sie nicht mehr nur die langweilige Hausfrau und Mutter, sondern eine mittelalterliche Sklavin, eine russische Adelstochter im 19. Jahrhundert, ein Punk in New York … alles, nur nicht Ana, die perfekte Hausfrau.

Dies bleibt auch ihrer Familie nicht verborgen, die der neuen Ana anfangs gleichgültig, dann irritiert und schließlich vollkommen hilflos gegenübersteht.

„Die Herrin der Träume“ ist, wie der Titel verheißt, tatsächlich wie ein Traum, ein Traum, der Einzug in die Wirklichkeit hält. Ich finde es faszinierend, wie die Welt der Bücher sich in das wirkliche Leben drängt – und frage mich dabei: Was ist das eigentlich, die „Wirklichkeit“?

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