„Mein Mann hat keine Vornamen, er ist mein Mann, er gehört mir.“
Das ganze Leben der Ich-Erzählerin dreht sich einzig um ihren Mann. Im Vergleich zu ihm ist alles, wirklich alles nebensächlich: Ihr Job. Ihre Kinder. Ihr ganzes Leben. Sie ist makellos – für ihn. Die Nägel perfekt manikürt – für ihn. Das Haar glänzend, die Kleidung elegant – für ihn. Seit fünfzehn Jahren sind sie verheiratet, sie liebt ihn abgöttisch, und er sie auch … oder doch nicht? Diese eine Bemerkung hier, jene andere Unaufmerksamkeit da: Sind das nicht alles Anzeichen für sein nachlassendes Interesse, für seine schwindende Liebe? Seine Unaufrichtigkeit? Sie muss es herausfinden. Und dazu ist ihr jedes Mittel recht …
Was für eine Story! Maud Ventura erzählt die Geschichte einer scheinbar perfekten Frau, die bereit ist, alle Grenzen zu überschreiten, um ihren Mann an sich zu binden. Die die Liebe ihres Mannes um jeden Preis erhalten will und sich dabei zunehmend in einem selbst geknüpften Netz aus Analysen, Selbstzweifeln, Perfektionsdrang und Obsession verstrickt.
Dass der Roman nicht zur deprimierenden Nabelschau einer zutiefst verunsicherten Frau gerinnt (wie man vermuten könnte), ist Maud Venturas grandiosem Erzähltalent zu verdanken. Mit feiner Bosheit und leisem Grauen lässt sie ihre Leser*innen am vermeintlich unaufgeregten Alltag ihrer Protagonistin teilhaben, schiebt sie unaufhaltsam in den Gedanken- und Gefühlssog der Erzählerin, der sich von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde zuspitzt – bis zum fulminanten Plot-Twist am Ende des Romans, der alles Gelesene in ein gänzlich anderes Licht rückt. Für mich ein absolutes Lesehighlight dieses Jahres!
[Werbung/Rezensionsexemplar. Ich danke dem Hoffmann und Campe Verlag und NetGalley herzlich für das mir kostenlos zur Verfügung gestellte E-Book.]
Maud Ventura: Mein Mann. Übersetzt von Michaela Meßner. Hoffmann und Campe 2024
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