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Wandelgeist: Herbsttagundnachtgleiche

Heute ist Tagundnachtgleiche. Von nun an werden die Tage kürzer, die Nächte länger – ein Wendepunkt, man könnte auch sagen: eine Schwellenzeit.

Der gesamte September ist für mich eine Zeit des Übergangs, ist halb (Altweiber-)Sommer, halb Herbst, halb „draußen“ und halb „drinnen“; er ist die Zeit der noch grünen Wiesen und schon bunten Blätter, die Zeit warm-goldener Sonnenstrahlen und feucht duftender Waldböden, die Saison der neuen Weine und der ersten abendlichen heißen Schokolade.

 

Spirituell betrachtet ist die Tagundnachtgleiche eine Zeit der Balance; seit der Sommersonnenwende nahm die Dunkelheit beständig zu, nun sind die hellen und dunklen Energien – zumindest für den Moment – ausgeglichen. Und es dürfte kein Zufall sein, dass mit dem einsetzenden Herbst nun das Sternzeichen Waage (im Übrigen mein Sternzeichen, vielleicht hat diese Phase des Jahres deshalb einen solchen Einfluss auf mich?) beginnt.

Früher wurden kosmische Ereignisse wie die Tagundnachtgleiche oder natürliche Prozesse wie der Wechsel der Jahreszeiten ganz selbstverständlich durch spezifische rituelle Handlungen gewürdigt oder von Festen begleitet. Manche dieser Bräuche haben sich in die Gegenwart retten können, andere fielen nach und nach dem Vergessen anheim. Und das ist äußerst bedauerlich, denn Riten und Feste strukturieren nicht nur die Zeit – in dieser Funktion waren sie in früheren Zeiten unverzichtbar –, sie helfen uns auch dabei, uns selbst einerseits im Hier und Jetzt, andererseits im großen Ganzen zu verorten.

 

Ich habe schon vor längerer Zeit damit begonnen, diese „Zeitinseln“ des Jahres zum Anlass zu nehmen, meinen Alltag und mein Selbst zumindest an diesen Tagen bzw. in diesen Phasen bewusster wahrzunehmen. Die Tagundnachtgleiche ist für mich der Impuls, besonders genau in mich hineinzuhören und zu versuchen, die augenblickliche Harmonie der Gegensätze ins Gleichgewicht zu bringen und in Balance zu halten. Yogis und Yoginis kennen die fundamentalen Kräfte Ida und Pingala, die für das Mondprinzip, die weibliche Energie und die linke Körperhälfte einerseits sowie für das Sonnenprinzip, die männliche Energie und die rechte Körperhälfte andererseits stehen und die es mittels Atemübungen zu harmonisieren gilt. Eine andere (oder ergänzende) Möglichkeit ist, einmal diesen einen Tag lang ganz bewusst zu beobachten, wie viel Zeit man in Aktivität oder Ruhe, mit Anspannung oder Entspannung, Hektik oder Gelassenheit verbringt (beobachten, nicht bewerten!).

 

Wie ist das bei euch? Seid ihr im Team #ichlieberituale oder eher #lassmichmitdemquatschinruhe ?

 

PS: Wenn ihr euch intensiver mit Ritualen im Jahreskreis befassen möchtet, kann ich euch die Bücher von Valentin Kirschgruber  oder das neue Buch von Ursula Karven empfehlen.

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