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Gilles Leroy: Alabama Song

„Zuweilen liebe ich es, mich zugrunde zu richten. So bin ich nun einmal. Nichts wird mich je davon heilen.“ (S. 69)

 

Treffender als mit diesem Zitat kann man ihr Leben wohl nicht zusammenfassen: Zelda Fitzgerald, die funkelnde, zerrüttete und letztlich unheilbare Ikone der Zwanzigerjahre. 

 

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich hier Joséphine Nicholas‘ fesselndes Romandebüt Tage mit Gatsby vorgestellt (und wärmstens empfohlen), in dem sie Zelda eine ebenso betörende wie herzergreifende Stimme gibt. Auch in Alabama Song ist Zelda die aus der Ich-Perspektive erzählende Hauptfigur – doch da endet die Ähnlichkeit der beiden Romane auch schon. Wo Nicholas‘ Zelda ein fragiler, poetischer Schmetterling ist, der durch einen unausgesetzten Champagnernebel flirrt, ist Leroys‘ Zelda eine verbitterte, verbrauchte, zerstörte Frau, die ein schonungsloses Resümee über sich, ihren Mann und ihr Leben zieht. Vom Kennenlernen Scotts 1918 in Alabama über die schwindelerregenden Jahre in New York, Paris und an der Côte d’Azur bis zu den wiederkehrenden Sanatoriumsaufenthalten in der Schweiz und schließlich ihrem tragischen Ende: Leroy lässt Zelda alle wichtigen Stationen ihres Lebens Revue passieren, mal abgeklärt, mal sehnsüchtig, mal nachsichtig – und nicht selten gallig, garstig und zutiefst verwundet. 

 

Alabama Song zeichnet ein gänzlich anderes Zelda-Bild als Tage mit Gatsby und bildet gerade deswegen einen spannenden Kontrapunkt dazu. Als Lektüre-Duo besonders zu empfehlen – wie die Betrachtung zweier Seiten desselben Medaillons –, doch natürlich sind auch beide Romane einzeln eine fesselnde und lohnenswerte Lektüre.

 

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Gilles Leroy: Alabama Song. Aus dem Französischen von Xenia Osthelder. Kein & Aber Verlag 2010. 236 S.

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