Dieser frisch bei Hanser erschienene Band vereint fünf Schriften von Umberto Eco, die er anlässlich unterschiedlicher Ereignisse ursprünglich als Vorträge bzw. Artikel verfasste. Sie setzen sich mit dem auseinander, "was er als den Ur-Faschismus bezeichnet, das heißt die Gesamtheit jener Handlungen, Verhaltensweisen, Haltungen und Instinkte, die zwar die Dynamik des Faschismus im frühen zwanzigsten Jahrhundert ausmachten, aber seine historische Ausprägung überlebt haben und heute lebendiger sind als je zuvor" (so Roberto Saviano im Vorwort).
Der zentrale Essay, Der ewige Faschismus, erschien bereits vor einem Vierteljahrhundert. In ihm beschreibt Eco die Merkmale dessen, was er als "ewigen oder Ur-Faschismus" bezeichnet. Dazu gehören beispielsweise ein Kult der Überlieferung, die Ablehnung der Moderne oder die Obsession einer Verschwörung.
Dieses schmale Bändchen von nicht einmal achtzig Seiten ist maximal lesenswert - nicht, weil Eco so brilliant schreibt (das natürlich auch!), sondern in erster Linie, weil seine Beobachtungen und Gedanken - fatalerweise!, möchte ich schreien - noch immer aktuell sind. Und so möchte ich mit den Worten Savianos schließen:
"Umberto Eco fehlt uns. Es fehlt sein Mut, diese Verschwörung von Hohlköpfen, die sich gerne als Populisten bezeichnen lassen, mit der Macht der Intelligenz zu demontieren. Es fehlt sein Mut, sich über das Internet lustig zu machen - nicht mit der Arroganz des weise Alten, der das Neue verlacht, weil er es nicht versteht, sondern mit dem Scharfsinn eines Menschen, der das Fehlen von Regeln ebenso verachtet wie das Unvermögen der Plattformen, in Kultur zu investieren, anstatt immer nur in Zahlen, und der es nicht ertragen kann, wenn weit und breit jede Art von Ethik fehlt." (S. 14)
Besser hätte ich es auch nicht ausdrucken können.
R. I. P., Umberto.
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Umberto Eco: Der ewige Faschismus. Mit einem Vorwort von Roberto Saviano. Aus dem Italienischen von Burkhard Kroeber. Hanser Verlag 2020. 77 S.
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Großrat (Freitag, 13 März 2020 11:29)
Danke! Diese Texte zeigen, wie sehr Eco fehlt.
In diesem Zusammenhang der Hinweis auf den leider noch immer aktuellen Klassiker "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus" eines Autoren, der sich nach Thea Dorn benannt hat. (So war es doch?)