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Takis Würger: Der Club

Hans ist elternlos, einsam und ein Boxtalent. Nach seinem Schulabschluss erhält er von seiner Tante Alex, einer Professorin für Kunstgeschichte, eine Einladung nach Cambridge. Sie verspricht ihm ein Stipendium - wenn er sich im Gegenzug bereit erklärt, ein nicht näher bezeichnetes Verbrechen aufzuklären. Es gelingt Hans, in den elitären Pitt Club aufgenommen zu werden: ein eigener Kosmos von Macht und Geld, Snobismus und upper class attitude, unverbrüchlicher Loyalität und geheimen Ritualen. Hans lässt sich immer tiefer in diese Welt hineinziehen, die verheißungsvoll und befremdlich zugleich ist. Doch schließlich muss er sich entscheiden, was ihm wichtiger ist: Loyalität oder Gerechtigkeit?

 

Nachdem Takis Würgers jüngster Roman Stella - ungeachtet der Diskussion um dieses Buch - mich leider überhaupt nicht überzeugen konnte (und zwar so wenig, dass ich es nicht einmal rezensieren wollte), war ich umso neugieriger auf seinen Debütroman. Die Story ist kurzweilig und unterhaltsam, das Buch lässt sich prima in einem Rutsch weglesen. Die Ansiedlung der Handlung im universitären Boxmilieu ist ein charmanter und neuer Kniff, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man alles irgendwie in ähnlicher (und vielfach leider auch besserer) Form schon anderswo gelesen oder gesehen hat (für mich unnachahmlich: Die geheime Geschichte von Donna Tartt, aber auch der Film The Skulls mit Joshua Jackson).

 

Die Geschichte wird aus der Perspektive mehrerer Figuren erzählt; das funktioniert gut und macht ihre jeweilige innere Befindlichkeit deutlich. Allerdings habe ich nicht bei manchen Figuren gefragt, ob ihre Sicht nun wirklich notwendig ist. Würgers Sprache ist reduziert: in Satzbau und -länge, aber auch im Wortschatz. In seinen besten Momenten gelingt es dem Autor, mit wenigen Worten ein umfassendes Szenario zu entwerfen, in den schwächeren Momenten ist es mir persönlich zu schlicht. 

 

Fazit: Ein Buch, das man prima an einem verregneten Wochenende lesen kann (und dabei gewiss auch gut unterhalten wird), aber aus meiner Sicht kein zwingendes Musternd.

 

[Werbung/unbezahlt/unbeauftragt]

 

Takis Würger: Der Club. Kein & Aber 2018 (4. Auflage), 238 S.

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