Hanns Heinz Ewers: Alraune

„Ohm Jakob (…), das ist es! (…) Schaff ein Alraunenwesen: eines das lebt, eines, das Fleisch hat und Blut! – Du kannst es, Onkel, du allein und sonst kein Mensch auf der Welt!“

Der Student Frank Braun ist sich sicher: Wenn jemand ein Alraunenwesen erschaffen kann, dann ist es sein Onkel, der Geheimrat Professor ten Brinken.

„Du (…) sollst diese alte Sage zur Wahrheit machen. Was tut’s, ob es Aberglauben ist, mittelalterlicher Schnickschnack aus uralter Zeit?“ 

Ja, warum eigentlich nicht? Warum nicht Schöpfer spielen und ein Wesen, eine Alraune aus Fleisch und Blut erschaffen? Der Professor macht sich ans Werk. Wie die Legende besagt, braucht man dazu nur den Samen eines hingerichteten Lustmörders und als Mutter eine Dirne – allerdings „die schamloseste, eine, die geboren wurde zur Metze“. Was als Schnapsidee eines geselligen Abends beginnt, wird schon bald Ernst – und zieht tödliche Folgen nach sich.

„Alraune“, 1911 veröffentlicht und schon bald ein großer Publikumserfolg, ist eine wilde, wenn nicht gar krude Mischung aus der jahrhundertealten Alraune-Legende, dem Mythos des künstlich erschaffenen Menschen (Frankenstein-Motiv) und Motiven der Phantastik. Auch wenn der Roman in sprachlicher und literarischer Hinsicht nicht gerade preisverdächtig ist – dazu ist er dann doch zu voyeuristisch und reißerisch – so zieht die Geschichte um das künstlich gezeugte Mädchen Alraune einen doch unweigerlich in seinen Bann. Aus meiner Sicht eignet es sich wunderbar als Lektüre für lange (und am besten regnerische und windige) Winterabende.

Die hier vorgestellte Ausgabe ist ein Antiquariats-Fundstück, ein ‚Schätzchen‘ von 1928. Und: jaaa, das da auf dem Foto ist profaner Ingwer. Alraune hatte ich gerade nicht zur Hand. Und Professor Sprout war nicht erreichbar.

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