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Dorothy Parker: New Yorker Geschichten

Dorothy Parkers New Yorker Geschichten gehören für mich zu den schönsten, bittersten, melancholischsten und lakonischsten Erzählungen, die ich je gelesen habe.

Scharfsinnig, scharfsichtig, scharfzüngig – so porträtiert sie vor allem die Frauen ihrer Generation, entlarvt sie Oberflächlichkeit und Blendwerk, zieht den Vorhang von mühsam verdeckten Abhängigkeiten und vertuschten Depressionen – und gibt bei all dem auch einiges von sich selbst preis:

„Nimmst du denn noch einen? Also, ich würde ungern zusehen, wie du allein vor dich hin trinkst, Fred. Einsame Säufer stellen die Hälfte der Verbrecher in diesem Land. (…) Aber bitte, Fred, sag ihm, für mich nur ein ganz kleines Glas. (…) Oh, Liebling, findest du wirklich, ich sollte? Aber sag du ihm, nur noch ein ganz kleines. (…) Hör mal, ich sage dir, was wir jetzt machen, wenn wir noch ein kleines Glas getrunken haben. (…) Freddie – nur ein ganz kleines , … Liebling, ein ganz kleines.“ 
(aus: Nur ein kleines (Just a Little One)

Ob Alkoholabhängigkeit (Nur ein kleines, Eine starke Blondine), verlorene Liebe (New York - Detroit) oder eine ungewollte Schwangerschaft und deren Ende (Trost und Licht) - Dorothy Parker zerrt das Verborgene aus seiner dunklen Ecke und schubst es gnadenlos ins Licht. Und das auf die ihr eigene, unnachahmliche Art, in einer Sprache, die gerade in ihrer scheinbaren Leichtigkeit und Leichtfertigkeit den Leser mitten ins Herz trifft.

 

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