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Nina-Sophia Miralles: Inside Vogue

„Was die Leute von einem Magazin erwarten, ist Meinungsstärke, ist ein Standpunkt. Die meisten Leute haben keine eigene Meinung. Ich souffliere sie ihnen, sage den Frauen, dass es richtig ist, ambitiös zu sein, exzentrisch, unangepasst und Aufmerksamkeit zu erregen. Ich schaffe Visionen und Phantasien, erlaube den Leserinnen zu träumen.“
(Diana Vreeland)

Heute endet die Fashion Week in Paris – der ideale Zeitpunkt, sich einem ganz besonderen Phänomen in der an besonderen Phänomenen nicht armen Modewelt zu widmen. 

Sie ist mehr als ein Fashionmagazin, mehr als ein Trendkompass: Sie ist stilbildend und trendbestimmend, lässt unzählige Mädchen und Frauen fantasieren, evoziert Träume und weckt Sehnsüchte: die VOGUE.

Vor über 125 Jahren (sic!) gegründet, ist diese „Pionierin des schönen Lebens“ mittlerweile eine millionenschwere, alle Erdteile durchdringende Institution, die sich weltweit in das kollektive Bewusstsein eingebrannt hat. Doch die VOGUE wäre wohl niemals zu der Legende geworden, die sie mittlerweile ist, ohne die Frauen, die ihre Geschicke jahrzehntelang lenkten und ihr ihren jeweils eigenen Stempel aufprägten. Frauen haben in der VOGUE-Redaktion seit jeher die zentrale Rolle gespielt. Anna Wintour dürfte den meisten ein Begriff sein, Diana Vreeland und Carine Roitfeld möglicherweise auch. Doch wer hätte je von Dorothy Todd gehört, die 1922 zur Chefredakteurin der britischen VOGUE ernannt wurde und als erste offen homosexuell lebende Redaktionsleiterin dem Magazin einen Hauch von Subkultur verlieh – und das zu einer Zeit, als weibliche Homosexualität noch nicht einmal gesetzlich anerkannt war? Oder Audrey Withers, die während des Bombardements auf London mit stoischem Gleichmut die Redaktion kurzerhand in den Keller des damaligen Bürohauses verlegte? 

 Mit bemerkenswerter Liebe zum Detail und ausgesprochen unterhaltsam zeichnet Nina-Sophia Miralles in ihrem Buch „Inside Vogue“ (aus dem Englischen von Christiane Rehagen und Sigrid Schmid) die Geschichte der VOGUE nach, bietet so manchen (bisweilen durchaus pikanten) Blick hinter die Kulissen und porträtiert die nicht minder bemerkenswerten Frauen, die aus der VOGUE das gemacht haben, was sie heute ist: die unangefochtene Ikone unter den Fashionmagazinen. Große Empfehlung – nicht nur für Fashionistas.

 

[Werbung/Rezensionsexemplar. Ich danke dem Hoffmann und Campe Verlag von Herzen für das mir kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensiosexemplar.]

 

Nina-Sophia Miralles: Inside Vogue. Die Geschichte eines Magazins und der Frauen, die es führten. Aus dem Englischen von Christiane Rehagen und Sigrid Schmid. Atlantik / Hoffmann und Campe Verlag 2022.  416 S.

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