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Meg Wolitzer: Die Interessanten

Die Interessanten von Meg Wolitzer handelt von einer Gruppe Freund*innen – jenen titelgebenden ‚Interessanten‘ – und begleitet ihre Leben über einen Zeitraum von vierzig Jahren, beginnend mit ihren Teenager-Jahren Mitte der Siebziger. Im Vordergrund steht Julie Jacobsen, die unbedingt zu der interessantesten Gruppe in dem künstlerisch-musischen Camp „Spirit-in-the-Woods“ dazugehören will. Die hübsche, freundliche Ash, ihr überheblicher Bruder Goodman, der zeichnerisch talentierte Ethan, Jonah, Sohn einer berühmten Sängerin, und die schöne und sinnliche Tänzerin Cathy: sie alle wirken so unglaublich glamourös, überlegen, schlicht: interessant, dass Julie unbedingt in ihren Kreis aufgenommen werden will. Sie nennt sich fortan „Jules“, gibt sich cool und witzig – und endlich ist sie ein Teil dieser Gemeinschaft. Doch Jules fühlt sich von Anfang an unterlegen – sie ist nicht so hübsch wie Cathy, nicht so talentiert wie Ethan, nicht so reich wie Ash und Goodman … Dennoch bleibt die Freundschaft, zumindest zwischen einigen von ihnen, über Jahrzehnte bestehen, trotzt (vermeintlich) mancher Erschütterung, manchem Geheimnis und den sozialen Unterschieden.

 

Die Interessanten war mein erster Roman von Meg Wolitzer, und ich bin, ehrlich gesagt, unschlüssig, wie ich ihn finde. Grundsätzlich mag ich diese Geschichten, die auf einen langen Zeitraum angelegt sind und die Lebenswege unterschiedlicher Figuren begleiten, sehr gern. Die Figuren und Schicksale der „Interessanten“ sind vielschichtig, das Buch ist aus meiner Sicht sehr gut erzählt – und doch konnte es mich nicht vollends überzeugen. Und das lag in erster Linie daran, dass mir die sozialen Unterschiede zwischen Jules und ihren Freund*innen, ihre unterschwelligen Minderwertigkeitskomplexe und ihre Überspanntheit einfach zu präsent waren. Der Unterschied zwischen ‚Normalos‘ und ‚Superreichen‘ ist kein neues Sujet und wird gerne und oft – mal mehr, mal weniger gelungen – in unterschiedlichen Formen thematisiert: als Serie (Revenge, Elite, Gossip Girl), im Film (Friends with Money), in Büchern (Schäfchen im Trockenen, So schöne Lügen, Der talentierte Mister Ripley und, und, und …). Oftmals ist dieser Unterschied auf Nebenfiguren reduziert oder bildet den Rahmen für Intrigen, Ehrgeiz, Rachsucht, Crime etc.; bildet er das eigentliche Thema, ist es wenigstens nicht auf über 600 Seiten ausgewalzt wie bei Wolitzer. Mir hat das die durchaus interessanten Lebenswege der ‚Interessanten‘ leider ein wenig verleidet. Und deshalb lautet mein wahnsinnig differenziertes und unglaublich aussagekräftiges Fazit: ach, ich weiß auch nicht … 

 

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Meg Wolitzer: Die Talentierten. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. DuMont Buchverlag 2016. 607 S.


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