Der Ich-Erzähler Charles, ein junger Mann von Mitte zwanzig, hat gerade sein Jura-Studium abgeschlossen und soll bald in die Kanzlei seines Vaters einsteigen. Zuvor gönnt er sich jedoch eine Auszeit, und diese führt ihn zu Frances, einer ehemaligen Freundin seiner Eltern. Charles ist sofort fasziniert von dieser unkonventionellen Frau mit der bewegten Vergangenheit. Frances war Musikmanagerin, ein Teil des glamourösen Showbusiness – und stellt damit das genaue Gegenteil von Charles konventionellen, ja spießigen Eltern dar. Doch Frances hat sich aus der Glitzerwelt zurückgezogen und lebt nun auf dem Anwesen Ffrangcon Court inmitten eines überwältigend schönen Gartens. Es ist beinahe eine Parallelwelt, die sich Charles eröffnet, eine Welt voller Licht und Schönheit. Charles besucht Frances immer häufiger, schließt Freundschaft mit ihr, alles könnte wunderbar so weitergehen … bis Frances in einer Dorfkneipe auf die junge, noch unbekannte Sängerin Siobhan aufmerksam wird. Frances will das Ausnahmetalent fördern, managen, einem breiten Publikum bekannt machen, kurz: Frances will in ihr altes Leben zurück. Und dafür ist sie bereit, einen hohen Preis zu zahlen.
Dem Roman A Thing of Beauty liegt eine faszinierende Idee zugrunde: Es geht, wie der Titel erahnen lässt, im weitesten Sinne um Schönheit, allerdings nicht um die oberflächliche äußerliche Schönheit eines hübschen Gesichts, sondern um eine Art überirdischer Schönheit, wie sie sich etwa in Frances fantastischem Garten oder der überwältigenden Stimme Siobhans offenbart. Dieser Grundgedanke ist einfach zauberhaft – die Ausführung indes hakt leider, leider an einigen Stellen. Der erste Teil des Romans ist vor allem Frances‘ Garten gewidmet. Die Beschreibung der Anlage, der ‚gezähmten‘ Natur und der vorherrschenden Stimmung ist durchaus gelungen, stellenweise sogar poetisch; gleichzeitig dominieren die Beschreibungen so sehr, dass das eigentliche Geschehen und die Figuren zu meinem Bedauern weit dahinter zurücktreten. Der zweite Teil führt die Leser*innen in die Welt der Musik bzw. des Musikmanagements. Die beschriebenen Mechanismen der Branche zeugen von einer großen Sachkenntnis der Autorin, die Geschehnisse werden jedoch ebenfalls stilistisch recht einseitig, nämlich überwiegend in Form von Dialogen, dargestellt. Ein weiterer Minuspunkt, den ich - allein aufgrund meines Berufes - leider nicht unerwähnt lassen kann, ist das bedauerlicherweise sehr unsorgfältige Lektorat des Romans, das sich in einer Fülle von überwiegend Interpunktions-, aber auch in so manchen orthographischen Fehlern niederschlägt.
Ich denke, A Thing of Beauty ist vor allem für Leser*innen interessant, die entweder ein großes Interesse an poetischen Gartenbeschreibungen haben (die sind, wie erwähnt, wirklich bezaubernd) oder aber sich für Musik bzw. das Musikbusiness interessieren. Ich selbst hätte mir ein größeres Augenmerk auf die literarische Ausgestaltung, auf die Figuren, ihre Motive, ihre Entwicklung, ihr Innenleben und ihre Relationen untereinander gewünscht.
[Werbung/Rezensionsexemplar. Ich danke dem Phantom Verlag herzlich für die kostenlose Bereitstellung des Leseexemplars.]
Lilan Rogart: A Thing of Beauty. Phantom Verlag 2019. 246 S.
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