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"Beyond Fame – Die Kunst der Stars": Ausstellung im NRW-Forum in Düsseldorf

Was ist Kunst? Was ist Ruhm? Und beeinflusst das Eine das Andere?

 

Wenn Stars – oder doch wenigstens einer (mehr oder weniger) breiten Öffentlichkeit bekannte Personen aus Sport und Politik, Mode, Musik und Schauspiel – sich als Künstler*innen versuchen, erregt ihr Œuvre zunächst wohl mehr Interesse und Aufmerksamkeit, als es ihnen ohne ihren Ruhm (oder Ruf, wie auch immer dieser sein mag) zuteil würde.

 

Das NRW-Forum in Düsseldorf widmet sich vom 18.8.2023 bis zum 21.1.2024 den Werken von 18 Persönlichkeiten, die man gemeinhin aus anderen Zusammenhängen kennt. Dass Bryan Adams ein begnadeter Fotograf ist, dessen Bilder international ausgestellt und gewürdigt werden, dürfte allgemein bekannt sein. Doch wer, außer vielleicht überzeugten Fans, wusste, dass auch Tim Bendzko und Meret Becker, Michael Stich und Cro, Anton Hofreiter und Josephine Henning abseits ihrer bekannten Pfade künstlerisch tätig sind? Und ist das, was sie produzieren, tatsächlich – nun ja: Kunst?

Diese Frage sollte jede*r für sich beantworten oder besser noch diskutieren. Denn genau dazu lädt diese Ausstellung aus meiner Sicht vor allem ein: der universellen Frage nachzugehen, was Kunst ausmacht. Ist es der*die Künstler*in? Das Werk? Der*die Betrachter*in? Oder sogar die individuelle Wahrnehmung?

 

Und warum wurden genau diese Künstler*innen ausgewählt? Tatsächlich hat dieser Prozess, wie Alain Bieber, künstlerischer Leiter des NRW-Forums und Kurator der Ausstellung, verrät, mehrere Jahre in Anspruch genommen. Dass sich ein Popsternchen im Bikini Blumenbilder malend auf Instagram präsentiert, sei allein jedenfalls keine Qualifikation. Vielmehr müsse man zwischen Marketing-Gag und ernstgemeintem künstlerischen Anspruch unterscheiden. Ein weiteres Kriterium sei das Hinterfragen von Stereotypen gewesen, wie etwa bei Anton Hofreiter, MdB und promovierter Biologe: „Kann man Politiker sein und trotzdem Künstler?"

Peter Doherty
Peter Doherty

Beyond Fame – Die Kunst der Stars hat mich verblüfft, überrascht, begeistert – und bisweilen befremdet, irritiert, und ein klitzekleines bisschen ennuyiert. Manche Künstler*innen und Werke sind ohne Übertreibung bemerkenswert, andere – Pardon! – verzichtbar, vor allem da, wo die Persönlichkeit des Erschaffers bzw. der Erschafferin sich allzu grell, ja geradezu egoman in den Vordergrund drängt und für nichts anderes Raum lässt. Beeindruckt haben mich persönlich Michael Stich, der offensichtlich nicht nur mit einem Tennisschläger umzugehen weiß, und Pete Doherty, den ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, ganz tief in eine wenig schmeichelhafte Schublade gesteckt hatte, die mit bildender Kunst rein gar nichts zu tun hatte (eher mit ungesunden Exzessen und fatalen, öffentlich ausgetragenen Liebschaften). Erlebt habe ich indes einen herzerweichend charmanten Mann, der, angetan mit Stock und Hut, den Hund zu seinen Füßen, zurückhaltend und reflektiert über seine künstlerischen Ambitionen und das Streben nach Ruhm in jungen Jahren („the pot of gold“) spricht. Und der, in Anspielung auf Titel der Ausstellung, auf die Frage, ob er selbst denn mittlerweile auch „beyond fame“ sei, entwaffnend antwortet: „I don’t know.“

Große, nein: riesengroße Empfehlung!

 

PS: Von dem rätselhaften Künstler, der seine Werke nur unter Pseudonym präsentiert, berichte ich euch im nächsten Beitrag.

Beyond Fame – Die Kunst der Stars

NRW-Forum Düsseldorf

Ehrenhof 2

40479 Düsseldorf

18. August 2023 – 21. Januar 2024

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