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Wandelgeist: Halloween, Samhain, Allerheiligen

Halloween, Samhain, Allerheiligen – drei Namen, drei Feste, und doch hängen sie enger zusammen, als man auf den ersten Blick meint.

Auch wenn wir mit Halloween, der Popkultur sei Dank, in erster Linie an ausgehöhlte Kürbisse, verkleidete Kinder, Streiche und „Süßes oder Saures“ denken mögen, so steht es doch für „All Hallows Evening“, gemeint ist also der Abend vor – richtig! – Allerheiligen, die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. Seinen Ursprung hat das amerikanische Halloweenfest im katholischen Irland, von dort brachten es irische Einwanderer im 20. Jahrhundert in die „neue Welt“. Doch auch in Irland war Allerheiligen kein genuin christliches Fest, sondern entsprang dem keltischen Samhain; im Zuge der Christianisierung wurden die alten, paganen Feste beibehalten und lediglich mit einer neuen religiösen Konnotation versehen. Wer sich also über das vermeintlich neumodische, scheinbar aus den USA zu uns herübergeschwappte Halloween ärgert: Nur keine Aufregung, das Fest ist älter, als wir denken.

 

Ob man nun der christlichen Tradition folgt und der Toten gedenkt oder sich in erster Linie auf die Party-Komponente mit Verkleidung und Gruseldeko konzentriert, ob der 31.10. oder der 1.11. im Fokus stehen: Stets geht es um die Dunkelheit, das Obskure, „Andersweltartige“, das jetzt gesehen, wahrgenommen, gewürdigt werden will. Gleichzeitig ist da die Sehnsucht nach dem in der Natur zusehends schwindenden Licht, der mit beleuchteten Kürbissen und ja: auch den Laternenumzügen am anstehenden Martinsfest begegnet wird.

 

Wenngleich die diesjährige Witterung mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 20 Grad keine wirkliche transzendente, die Grenzen zwischen hier und dort, dieser und der Anderswelt, Diesseits und Jenseits verwischende Stimmung aufkommen lassen will: Für mich ist die Zeit Ende Oktober/Anfang November immer eine Art Startschuss, mich stärker dem Inneren zuzuwenden, in mich hineinzuhorchen, mir mehr Ruhe und Rückzug, ja: Ent-Rückung, zu gestatten. Das gelingt mir im Herbst, in der Dunkelheit bedeutend besser als im hellen Frühling oder gar im strahlenden Sommer. Die Tage werden kürzer, die Ablenkungen weniger, die Welt wird stiller. Der (seelische) Blick wendet sich vom Außen in das Innere. Für mich eine wichtige, ja unverzichtbare Phase des Jahres.

 

Wie ist das bei euch? 

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