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La Rentrée: ein Neuanfang im September

Wer einen engeren Bezug zu Frankreich hat, dem ist dieses Phänomen zweifellos ein Begriff:
la rentrée, die Rückkehr in Schule und Beruf nach dem Sommer. Alles steht im Zeichen eines Neubeginns, der dem Anlass gebührend begleitet sein will: durch neue Hefte, Bücher, Stifte für die Kinder – und neue  Schuhe, Taschen, Mäntel und Frisuren für Maman. Es dürfte derzeit in Frankreich kaum eine Frauenzeitschrift geben, die nicht damit wirbt, die ultimativen Tipps für eine gelungene (gerne auch neiderweckende) Rentrée bereitzuhalten.

 

Jenseits aller Gedanken an eine neue Herbstgarderobe – gegen die aus meiner Sicht nichts einzuwenden ist ;-) – verspüre ich selbst jedes Jahr im September ausgeprägte „new beginning vibes“, stärker noch als am 1. Januar, den ich aufgrund der tiefdunklen Jahreszeit ehrlich gesagt immer als recht deprimierend empfinde. Außerdem ist der 1. September seit nunmehr genau 30 Jahren zusätzlich ein besonderer Tag für mich: Am 1.9.1992  wurde ich, damals kaum 18 Jahre alt,  zum ersten Mal Patentante, eine unbeschreibliche Ehre und ein unvergleichliches Gefühl.

 

Früher war es das neue Semester (noch früher das neue Schuljahr), das sich langsam ankündigte: ein wunderbares Gefühl, erfüllt von Neugier auf das, was mich erwarten würde. Und es ist ein großes Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe, dass ich dieses Gefühl jetzt und fortan wieder erleben darf. Vielleicht liegt es an der Ruhe und Entspannung der Sommerferien, vielleicht an der Sonne und dem damit einhergehenden „Im Draußen Lebens“, dass jedes Jahr der September einen ungeahnten Tatendrang in mir weckt, mich mit Ideen und Kreativität flutet und der mir gleichzeitig den inneren Rahmen bietet, mich mit diesen Ideen und Plänen auseinanderzusetzen, sie zu analysieren, zu verwerfen oder umzusetzen. Und es scheint, als sei ich nicht die Einzige, die diese flirrende Aufbruchstimmung wahrnimmt.

 

Wenn man sich historisch, gesellschaftlich und geografisch einmal umschaut, ist der September vielerorts und in vielerlei Hinsicht ein Monat der Erneuerung und des Neuanfangs: In der Antike etwa galt der September als erster Monat des Jahres, da es der Geburtsmonat des Kaisers Augustus war. Und Jane-Austen-Fans wissen, dass einst im September die Jagd- und Ballsaison begann, diese elegante Form des Heiratsmarktes, auf dem so manche Ehe angebahnt wurde. Heute markieren die Fashion Weeks in Berlin, New York oder London – alle im September –den Auftakt in die neue Modesaison, passenderweise ist die September-Ausgabe der Vogue die aufwändigste und umfangreichste des ganzen Jahres (faszinierend nachzuerleben in der Doku „The September Issue“) –ebenfalls eine Art fulminanter Startschuss.

 

Wie ist das bei euch? Ist der September für euch auch eine Zeit des Neubeginns? Oder ist es doch eher der 1. Januar? Oder ein ganz anderer Tag, z. B. euer Geburtstag? Oder ist für euch jeder Tag wie der andere und das Jahr frei von solchen Zäsuren? Schreibt mir gerne in die Kommentare, ich bin gespannt und freue mich auf eure Antworten.

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