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Nachtrag zum Aufgeben

NACHTRAG ZUM GESTRIGEN BLOGARTIKEL ÜBER DAS AUFGEBEN
Auf meinem Instagram-Blog hat sich gestern eine kleine, aber spannende Diskussion über das Aufgeben entwickelt. Interessanterweise waren viele der Meinung, dass der Begriff "Aufgeben" für sie negativ behaftet ist. Und ich muss sagen, das geht mir genauso. Offensichtlich wird "Aufgeben" für die meisten immer noch mit "Verlieren" assoziiert und nicht, wie der Artikel aus der Psychologie heute postuliert, mit einem sinnvollen Abhaken unrealistischer Ziele, das Energie für Neues, Anderes freisetzt. Als Alternativen zum Begriff  "Aufgeben" wurden beispielsweise "Umdenken" oder "Nachjustieren" genannt. Das fand ich so inspirierend, dass ich mich heute noch einmal mit diesem Thema befassen möchte - nein, befassen MUSS (um es mit dem Evangeliumunseresherrnjesuschristus zu sagen: Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Bzw. tippt der Finger.).
 
Was kann man noch anstelle von "Aufgeben" sagen? Die Lektorinnenquelle Nummer 1, gemeinhin auch Duden genannt (in diesem Fall Band 8, sinn- und sachverwandte Wörter), ist in dieser Hinsicht eher unspektakulär: 'abgewöhnen', 'abschreiben', 'beenden' - um nur einige zu nennen. Spannender wird es auf einer der einschlägigen Synonym-Websites im Netz. Dort  finden sich einige bemerkenswerte Alternativbegriffe, die, wenn man so will, vollkommen unterschiedliche Philosophien bzw. Denkweisen, die man mit dem Aufgeben verbinden kann, wiedergeben:
1.) Aufgeben = wegnehmen 
Das ist wohl im weitesten Sinne die Bedeutung, die viele mit dem Begriff (nicht unbedingt mit dem Akt) des Aufgebens assoziieren. In der Passivkonstruktion wäre es wohl noch sinnfälliger: Aufgeben heißt, dass mir etwas weggenommen wird, es steht für einen Verlust.
2.) Aufgeben = ablassen
Das scheint mir persönlich das neutralste Synonym zu sein. Man lässt von etwas ab, lässt etwas sein. Ohne dass diese Aufgabe einen Verlust bedeutet noch eine neue Chance bietet.
3.) Aufgeben = sich befreien
Darauf zielte der Magazinartikel ab; Aufgeben meine eben nicht zu unterliegen oder zu verlieren, sondern sich von Zielen und Vorhaben zu befreien, die sich zur Belastung entwickelt haben - oder vielleicht schon immer eine ebensolche waren. 
 
Ich glaube, ich selbst bin immer noch kein echter 'Quitter' - aber mein Blick darauf hat sich doch sehr geändert. Und so danke ich allen, die sich an der Diskussion beteiligt haben, von ganzem Herzen für ihre inspirierenden, nachdenklichen und zum Nachdenken anregenden Beiträge!

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Kommentare: 2
  • #1

    helen (Montag, 11 März 2019 17:45)

    Ein sehr sehr interessanter Artikel, vielen Dank dafür!
    Ich dachte auch, daß eben der negative Beigeschmack für meine Generation (eben 60; sicher nicht nur für diese schätze ich) auch durch die erhaltene Erziehung (streng manchmal) herrührt.
    Ein Grund zum "Aufgeben" - das aber ebenfalls durch "Andersdenken" ersetzt werden könnte - ist sicher auch, daß wir uns ja stetig ändern, weiterentwickeln (glücklicherweise!) und daher unsere Ziele, kleine sowie große, immer wieder neu definieren und einschätzen. Dies ist aber durchaus nicht nur negativ zu sehen, finde ich! Daher sollten wir uns sicher mit so manchen "Aufgaben" versöhnen, sie uns selber verzeihen und weniger streng mit uns selber sein!
    Danke für Ihre immer sehr interessanten Blog-Einträge und Instagram-posts! (hhanel58)
    Mit freundlichen Grüßen aus der Schweiz!

  • #2

    Yvonne Schauch (Dienstag, 12 März 2019 09:15)

    Liebe Helen,
    haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar und ihre liebe Rückmeldung zu meinen Beiträgen. Das freut mich wirklich sehr! Es ist ein sehr interessanter Gedanke, den Sie äußern, dass die Art, wie man "Aufgeben" wahrnimmt, von der Erziehung und Lebenserfahrung abhängen kann. Ich stimme Ihnen zu: Wenn man sich weiterentwickelt, verlieren manche einmal gefassten Ziele und Bestrebungen ihre Bedeutung, Bewandtnis, vielleicht auch Berechtigung.
    Ich denke, eine Schwierigkeit - zumindest für mich - besteht bisweilen auch weniger darin, loslassen zu können, sondern zu erkennen, welche dieser Ziele nicht mehr zum Weiterverfolgen taugen. Also weniger der Akt, als vielmehr die Unterscheidung.
    Seien Sie ganz, ganz herzlich gegrüßt,
    Ihre Yvonne Schauch